Digitales Stationenlernen im Religionsunterricht?!

Durch offene Lernangebote wie das Lernen an Stationen oder Lerntheken wird selbstgesteuertes und eigenständiges Lernen maßgeblich gefördert. Dadurch, dass zu einem übergeordneten Themenbereich Pflicht- und Wahlaufgaben mit unterschiedlichen Anforderungsniveaus in Einzel-, Partner- oder Kleingruppenarbeit mit oder ohne Möglichkeit zur Selbstkontrolle gelöst werden können, wird darüber hinaus auch kommunikatives und kooperatives Lernen ermöglicht. Aufgrund dessen lässt sich das Stationenlernen leicht auf die spezifischen Lerngruppen anpassen und kann somit z.B. zum vertiefenden Üben zu allen Themen, in allen Fächern und Altersstufen eingesetzt werden.

Da in der gegenwärtigen Situation hybride Lernformen immer bedeutsamer werden, eröffnen sich auch in Bezug auf die verschiedenen, in der Praxis bewährten Unterrichtsmethoden zahlreiche neue Perspektiven und Herausforderungen. Der Einsatz eines digitalen Stationenlernens ist demnach sowohl im Rahmen des Distanzlernens als auch im Präsenzlernen, z.B. in Form eines „In-Class-Flip“, denkbar, da diese Methode einerseits durch ein hohes Maß an Offenheit, andererseits aber auch Klarheit in Bezug auf praktische Umsetzungsmöglichkeiten gekennzeichnet ist.

In Zusammenarbeit mit der Lernwerkstatt Religion der Universität Hildesheim haben wir ein digitales Stationenlernen zum Thema „Licht“ erarbeitet, dass in religionsdidaktischen Seminaren durch Lehramtsstudierende der Fächer Evangelische und Katholische Religion erprobt wurde.

Die verschiedenen Stationen wurden mithilfe von Padlet auf einer virtuellen Pinnwand dargestellt. Um kollaboratives Arbeiten zu ermöglichen, wurden verschiedene Aufgabenstellungen so formuliert, dass die Ergebnisse entweder als Kommentar hinterlegt werden sollten oder als Kärtchenabfrage mittels Flinga oder Oncoo zu ergänzen waren. Die Studierenden, die ausgewählte Stationen erkunden und sich anschließend mithilfe entsprechender Reflexionsfragen darüber austauschen sollten, hatten zudem die Möglichkeit, sich zeitgleich in Breakout-Räumen zu vernetzen und so gemeinsam bestimmte Stationen zu erarbeiten.

Nach einer intensiven Erarbeitungsphase fand ein gemeinsamer Austausch über die inhaltliche und methodische Umsetzung des Stationenlernens statt. Die Studierenden wurden aufgefordert, ihre Erfahrungen mit den einzelnen Stationen zu erläutern und Möglichkeiten des Einsatzes dieser Methode im Religionsunterricht zu diskutieren. Insgesamt zeigte sich, dass diese neue Form des Lernens durchgängig sehr positiv bewertet wurde. Insbesondere die Stationen, die eine kreative Auseinandersetzung mit den Inhalten erforderten (z.B. durch das gemeinsame Sammeln von Assoziationen zu Begriffen wie „Licht“ und „Dunkelheit“ oder das kritische Kommentieren ausgewählter Bilder), wurden häufig benannt und deren Einsatzmöglichkeiten im Religionsunterricht diskutiert. Außerdem wurde von Studierenden, die ein ähnliches Stationenlernen vorab schon einmal in Präsenz erlebt hatten, hervorgehoben, dass das digitale Arbeiten an Stationen teilweise sogar intensiver wahrgenommen wurde. Begründet wurde diese Einschätzung beispielsweise dadurch, dass in Präsenz eher die Vielfalt an Stationen, die an verschiedenen Orten aufgebaut waren, wahrgenommen und somit viel Zeit für das Erkunden aufgewandt wurde. Im Gegensatz dazu ermöglichte das Padlet-Board eine klare und strukturierte Darstellung der Stationen, wodurch das Orientieren erleichtert wurde. Darüber hinaus wurde auch die Möglichkeit des gemeinsamen Austausches über die Funktion der Breakout-Räume als sehr lernförderlich beschrieben.

Dieser erste Erfahrungsbericht verdeutlicht, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, bewährte Unterrichtsmethoden auch im digitalen Lernen umzusetzen, wodurch sich wiederum neue Perspektiven für das hybride Lernen eröffnen. Die Interdependenz von Ziel, Inhalt und Methode sowie die entsprechende technische Ausstattung vorausgesetzt, ist somit sowohl eine Erweiterung des Lernangebots beim Stationenlernen in Präsenz denkbar, als auch der Einsatz offener Lernformen im Distanzlernen möglich.

Für den Einsatz im Religionsunterricht ist hervorzuheben, dass insbesondere die prozessbezogenen Kompetenzen wie wahrnehmen, darstellen, deuten, gestalten, sich austauschen und urteilen über einen religiösen Lerninhalt gefördert werden, wenn die einzelnen Lernaufgaben so gestellt sind, dass die Ergebnisse kollaborativ erarbeitet werden müssen. Hier bieten verschiedene Tools wie Flinga oder Cryptpad niedrigschwellige Lösungen, die aufgrund der verschiedenen Visualisierungs- und Verknüpfungsmöglichkeiten zudem sehr motivierend sind und neue Vernetzungen ermöglichen.

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